Post aus den Siebzigern: Eine farbenfrohe Ricoh Automatik

“Wenn schon Porno, dann Hardcore”, sagte einst ein weiser Mann, und dieser Satz lässt sich wunderbar auf Uhren übertragen, zumal auf solche aus den Siebzigern. Aber der Reihe nach.

Schon seit einiger Zeit bewundere ich die nahezu vollständige Abwesenheit von gutem Geschmack bei einschlägigen 70er-Jahre-Uhren der japanischen Marke Ricoh. Das hält man ja auf Dauer nicht aus, daher musste ein solches Prachtstück her, und es fand sich, wie das bei Ricoh meist so ist, in Indien. Also machte sich ein feines Exemplar für fast kein Geld auf seine Reise um den halben Planeten, während in Hamburg ein Herr Schneider gespannt wartete, und zwar vier Wochen lang. Man hört ja viel von der Kunst der indischen Uhrenrestauration, und nicht nur Gutes. Aber ich hatte die Bilder, wie vom Verkäufer empfohlen, aufmerksam studiert, ich hatte die Beschreibung ebenso aufmerksam gelesen und wusste zumindest, dass das Werk läuft, das Gehäuse poliert wurde und das Ziffernblatt wohl nicht in die Hände minderjähriger Mundmaler niederer Kasten gefallen war. Also alles gut?

Um es zusammenzufassen: Man bekommt genau was man bezahlt. Mehr jedoch nicht.

  • Das Plexiglas fiel mir als erstes entgegen, das war nämlich etwas zu klein. Machte nichts, Ersatz gab es in meinem Fundus.
  • Den Armierungsring haben sie ganz weggelassen. Stört aber nicht weiter.
  • Der Sekundenzeiger war schief gesetzt und stieß mit dem Minutenzeiger zusammen. Das war schnell korrigiert.
  • Das Werk, ein Ricoh-Manufakturkaliber R61, klapperte im Gehäuse, da eine Werkhalteschraube fehlte. Auch hier fand sich in meinem Fundus schnell Abhilfe.
  • Selbstverständlich fehlte die Bodendichtung. Aber auch das war egal – habe ich schon meinen Fundus erwähnt?
  • Die Wochentagsschaltung war defekt. Dieses Problem ist noch nicht gelöst. Dramatisch finde ich es allerdings nicht, denn keine meiner Uhren zeigt das richtige Datum. Viel zu mühsam für tägliche Wechsler wie mich.
  • Lobend erwähnen muss man die Gehäuseaufarbeitung. Auch wenn sie einige kleinere Unsauberkeiten zeigt und die Kanten natürlich leicht gerundet daherkommen, finde ich es erstaunlich, in welcher Qualität die Satinierung auf der Oberseite wieder hergestellt wurde. Da ziehe ich meinen Hut.

Jemand ohne Basiskenntnisse und -werkzeuge hätte die Zwiebel wohl zu Recht reklamiert und sich ordentlich geärgert. Ich jedoch kann wunderbar mit den Problemchen leben, habe ich doch nun eine Uhr wie keine zweite: Weinrotes Farbverlaufsziffernblatt! Goldene Klötzchen! Kantiges, asymmetrisches Edelstahlgehäuse! Hach!

Aber jetzt genug erzählt und Bilder gezeigt.

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Kategorien: Allgemein

1 Kommentar

  1. Ich habe derer drei Stück, alle einwandfrei bislang, eine rosa, eine grüne und eine blaue. Die Klötzchen sind aber einreihig und nicht doppelt, ich meine das war erst Anfang der 80’s so mit den doppelten Klötzchen auf dem Ziffernblatt. Ich habe mittlerweile ganz gute Verbindungen zu Asien und meide die Shops die wirklichen Schrott versenden. Will man kaum was falsch machen empfehle ich die Citizen 8200A Kaliber aus Mitte-ende 90, die laufen einfach auch ohne große Wartung noch Jahrelang, finde ich aber als Seiko-Fan zu wuchtig.

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