Kategorie: Internet

Warum das BILDblog mit mir leider kein Geld verdient

Dem BILDblog geht es nicht gut. Das BILDblog braucht Geld. “Mit Bannerwerbung auf unserer Seite kommen im Monat nur noch zwischen 200 und 700 Euro rein” schreiben sie, und das ist sehr, sehr traurig.

Nun bin ich leider Teil des Problems, denn ich nutze Scriptblocker, die oft und fälschlicherweise als Werbeblocker bezeichnet werden, aber das ist natürlich Quatsch: Ich habe nichts gegen Werbung, ich habe nur etwas gegen Programmcode, den ich auf meinem Rechner ausführen soll, obwohl ich die Quelle nicht kenne. Und ich habe etwas dagegen, quer durch das Netz rückverfolgt zu werden.

Diese Scriptblocker bieten ja bekanntlich die Möglichkeit, Ausnahmen zu definieren, damit Webseiten, die man mag und denen man traut, ihre Werbung ausspielen können. Um es kurz zu machen: Ich mag Bildblog, aber ich traue ihnen nicht. Den Grund liefert die folgende Liste, die zeigt, von welchen Domains bildblog.de Inhalte nachlädt. Bilder (oft Beacons), Scripte, versteckte Frames, Cookies. Harmlose und sinnvolle Domains sind darunter, aber auch sehr dubiose, teils aus der Anonymität heraus agierende Datensammler. Ich glaube nicht, dass die BILDblogmacher wissen, was alle diese Firmen tun. Die Vermarktung des Blogs haben sie ohnehin an Vice ausgelagert.

Ein Witz ist angesichts dieser Liste auch der Datenschutzhinweis, der ausschließlich Google Analytics als Datensammler benennt. Und selbst das nur unvollständig: Das Setzen von Cookies wird thematisiert, Beacons und Scripte verschweigt man.

Ach BILDblog. In der sehr geschätzten “6 vor 9”-Rubrik verlinkst du gelegentlich Beiträge, in denen die Datensammelwut von Verlagen oder von Google angeprangert wird. Aber selbst bist du kein Stück besser. Das ist schade.

bildblog01

Ein paar Details zu den kritikwürdigsten Einträgen:

agkn.com, betrieben von Neustar Inc., Virginia. Sammelt und verarbeitet Besucherdaten. “Customer Targeting” nennt man das. Besonderheit: “Retarget your customer on every channel and device.”

casalemedia.com, betrieben von Casale Media Inc., Toronto, sammelt und verarbeitet Besucherdaten für zielgruppengenaues Onlinemarketing.

doubleclick.net ist die Onlinemarketing-Tochter von Google und “kann durch das sogenannte „Behavioral Targeting“ die Spur eines Nutzers durch das Netz verfolgen.” (Wikipedia)

exelator.com gehört zu Nielsen und betreibt “Online Audience Measurement”.

freeskreen.com spielt Werbevideos aus.

gscontxt.net – Keine Ahnung, was die machen. Ihre Domain wurde jedenfalls anonym registriert.

ioam.de – Und nochmal “digital audience measurements”, diesmal durch die deutsche Firma INFOnline aus Bonn.

krxd.net sammelt Besucherdaten für Salesforce Inc.

moatads.com – Mal wieder eine anonym registrierte Domain. Keine Ahnung, wer dahintersteckt, keine Ahnung, was das Script tut, aber die Googlesuche legt nahe, dass über diese Domain auch schon einmal Viren verteilt wurden.

mokonocdn.com sammelt Besucherdaten für Populis, eine “Online Publishing Company”, die sich sicher sehr dagegen wehren würde, “Linkfarm” genannt zu werden, weshalb ich das auch sein lasse.

scorecardresearch.com sammelt Besucherdaten für Full Circle Studies Inc., Virginia

vdna-assets.com sammelt Besucherdaten für Imagini Holdings Limited, Lonon, eine Nielson-Tochter.

Links am Dienstag: Google, das Böse und der Widerstand

Interessant, dass Googles Geschäftstätigkeit kaum noch gute Nachrichten generiert. Lassen wir mal dahingestellt, ob die Negativberichterstattung in dem derzeitigen Ausmaß tatsächlich gerechtfertigt ist. Ich kann das nur bedingt beurteilen. Aber dass es eben nicht nur die Apokalyptischen Writer der alten Holzpresse sind, sondern zunehmend auch die technik- und onlineaffinen Medien, scheint mir bemerkenswert. Da verkackt es jemand gerade im ganz großen Stil. Ein paar Beispiele, die mir zuletzt über den Weg liefen:

Über Google Plus:

In the background, Google+ began “unifying” people’s identities (combining its background matching of users names and profiles) in Android address books.

For LGBT, political dissidents, activists and at-risk people everywhere, Google’s little Google+ project became a loaded gun pointed right at anyone whose privacy is what keeps them alive.

Users found out in January 2014 when Google+ force-integrated chat and SMS into “hangouts” in the Android 4.4 “KitKat” update.

At-risk users were disproportionately affected, most especially transgender people who needed to keep their identities separate for personal safety and employment reasons.

Quelle: zdnet.com (via wirres.net)

Über Google Search:

After Google bought Nest, it removed one of the company’s biggest competitors from search results

Quelle: pando.com

Über Google Maps:

All of the above are searches which, I’m quite confident, would have worked beautifully back in the day. Google Maps used to be absolutely wonderful. It was working, and then they broke it, and now it’s actually pretty bad.

Quelle: techcrunch.com (Ich muss das leider bestätigen. Das neue Google Maps ist so viel schlechter und kann so viel weniger als das alte, dass es fast schon einen eigenen Blogeintrag wert wäre.)

Über Google Glass:

Berlin artist Julian Oliver has written a simple program called Glasshole.sh that detects any Glass device attempting to connect to a Wi-Fi network based on a unique character string that he says he’s found in the MAC addresses of Google’s augmented reality headsets. Install Oliver’s program on a Raspberry Pi or Beaglebone mini-computer and plug it into a USB network antenna, and the gadget becomes a Google Glass detector, sniffing the local network for signs of Glass users. When it detects Glass, it uses the program Aircrack-NG to impersonate the network and send a “deauthorization” command, cutting the headset’s Wi-Fi connection. It can also emit a beep to signal the Glass-wearer’s presence to anyone nearby.

Quelle: wired.com

Der Mann mit den tausend Namen

Kennen Sie diesen Mann? Er ist Immobilienkäufer, Computerexperte, invalider Trucker, gut vernetzter G+-Nutzer und (das weiß man nur in Russland) überzeugter Anwender von Aloe-Vera-Produkten gegen seine schlimmen Hämorrhoiden.

Schicksale, mit denen eine einzelne Person überfordert wäre. Verständlich, dass er seine Last auf mehrere Schultern verteilen muss. Schultern, auf denen stets der gleiche Kopf sitzt.

tt enzenhoefer

tt simplitec

tt topwest

tt jobixx

tt magix

tt maxissur

tt gplus

Ich jedoch sage: Liebe Firmen, lasst es bleiben. Den ganzen Testimonial-Mist, diese begeisterten Kundenstimmen, glaubt euch doch kein Mensch. Vor allem in Zeiten der Google-Bildersuche und angesichts eines so nützlichen Firefox-Plugins wie Who stole my picture, das einen schnurstracks zum Stockphotoanbieter Fotolia führt, wo dieser Mann u.a. mit den Begriffen attraktiv, draußen, glatze, quarantäne, schaden und untergang verschlagwortet ist.

Also, liebe Verantwortliche bei Enzenhöfer, Jobixx, Magix, Maxissur, Simplitec und Topwest: Zufällig habe ich euch herausgepickt. Es hätte auch jede andere Firma sein können. Das mag vielleicht unfair sein, zuallererst ist es jedoch:

Peinlich.


Nachtrag, 15.5.: gruenderszene.de widmet sich heute dem Thema aus juristischer Sicht. Auch nicht unspannend.

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