Schrieb ich nicht letztens, dass ich zur Abwechslung mal eine neue, ungetragene Uhr kaufen könnte? Gute Idee eigentlich, und glauben Sie mir: Ich habe mich wirklich bemüht. Aber komplett erfüllen konnte ich die gewünschten Kriterien nicht. Machen wir den Faktencheck:
[ ] Eine (1) Uhr
[ ] Eine neue Uhr
[x] Eine ungetragene Uhr
Es wurden schließlich, um es kurz zu machen, drei alte ungetrage Uhren. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, dieses Paket ohne Not auseinanderzureißen.
Mindestens vierzig Jahre alt sind sie und stammen wohl aus der Konkursmasse eines spanischen Uhrmachers. Ungetragene, fabrikneue Lagerware, “New Old Stock”, wie wir Experten sagen. Eingewickelt in ebenso altem Packpapier haben sie vermutlich jahrzehntelang kein Sonnenlicht gesehen. Da gibt es also einiges nachzuholen, was mir leicht fallen wird, denn für die bevorstehende Jahreszeit sind sie wie geschaffen.
Ich habe mich in den letzten Tagen mit Hilfe des Google Translators durch spanische Uhrenforen gewühlt, um mehr über die Marke Savar zu erfahren. Fazit: Es war wohl eine der kleineren, lokal aktiven Einschaler, wie es sie bis zur Quarzkrise auch in Deutschland massenhaft gegeben hatte. Gründer der Firma war ein gewisser Santos Varela aus La Coruña. Legenden besagen, dass das Firmenvermögen im Casino verzockt wurde, was die Pleite des Unternehmens einleitete. Andere bezweifeln das.
Am Edelstahl wurde nicht gespart, zumindest nicht beim Gehäuse, während das Band, ach ja, das Band. Nun, so waren halt die Zeiten. Verbaut ist ein Ronda 1237, ein solides 17steiniges Handaufzugswerk, das mit 18.000 Halbschwingungen ebenso zuverlässig wie gemächlich vor sich hin tickt.
Die metallisch schimmenden Ziffernblätter sind ein Hammer. Zeiger, Klötzchen und Datumsfensterumrandung in Gold bieten einen tollen Kontrast zum stählernen Gehäuse. Schön auch die für den damaligen Geschmack typischen Stummelzeiger. Und als Klötzchenfetischist freue ich mich besonders darüber, endlich ein paar seltene Exemplare mit Stinkefingerklötzchen zu besitzen.
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